Aus dem innerem und äusseren Leben der Ehsten
F. J. Wiedemann


Inhalt

Vorwort

1. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, Sentenzen, geflügelte Worte

2. Umschreibende, bildliche und verblümte Bezeichnungen und Redensarten

3. Sprichwörtliche Vergleichungen

4. Wünsche, Verwünschungen, Betheuerungen, Spitznamen

5. Räthsel

6. Deutungen von Vogelstimmen und anderen Lauten, Buchstaben

7. Spiele

8. Gebräuche bei Vorkommnissen des Familienlebens

9. Haushalt
a) Regele und Gebräuche
b) Omina für den ländlichen Haushalt

10. Witterungsomina

11. Bedeutung gewisser Zeiten und Tage im Jahr und was an denselben gethan oder unterlassen werden muss

12. Heilmittel, natürliche und sympathetische

13. Zauber und Mittel dagegen

14. Heilige und bedeutungsvolle Stellen, Opfer und Gebräuche bei denselben

15. Uebermenschliche Wesen

16. Abergläubische Vorstellungen von natürlichen Wesen und Naturerscheinungen

17. Abergläubische Vorstellungen von Andeutungen dessen, was geschieht oder geschehen wird (Omina, Orakel)

18. Verschiedene abergläubische Gebräuche und Vorstellungen von Ursachen und Wirkungen

VI. Deutung von Vogelstimmen und anderen Tönen, der Buchstaben

Die Nachtigall singt: must, must! küüt! tüdrik, tüdrik! too piits, too piits, too piits! (Schwarzer, Schwarzer! Streifiger! Mädchen, Mädchen! bring die Peitsche), oder kiri-kiut, kiri-kiut! päits-lauk, päits-lauk! tütrik maka, tütrik maka! to piitsk, to piitsk! suur häbü, suur häbü! häbü saagu teile, häbü saagu teile (d) (Buntstreifiger, Buntstreifiger! Blässe, Blässe! das Mädchen schläft! bring die Peitsche! grosse Schande! Schande euch), oder öö pikk, öö pikk! laisk, laisk! tüdruk, tüdruk! too piits, too piits! küüt-must, küüt-must! vaule, vaule! tsäh, tsäh! (die Nacht ist lang! faul, faul! Mädchen, Mädchen! bring die Peitsche! Schwarzstreifiger! in die Furche! schwipp!). oder tüdruk, tüdruk! piitsa, piitsa, piitsa! lüpsik, lüpsik, lüpsik (Mädchen! Peitsche! Melkeimer!).

Die Schwalbe: siidi viss võttis, puss lõttis kaa iss maul. Toome läkku, lööme lakku ja pealt kokku. Ta kipub ikka, noh kõtse klopp ärr! (unverständlich), oder siidi kissen, liidi kassen, kätteneks särr (unverständlich), oder läks sulasele kuube tegema, läks taluse särr! (ging dem Knechte einen Rock machen, ging ins Gehöft, särr!), oder Tölbi Jaagul olid head elud majad, kõik olid head elud majad, nüüd 'p ole üht, paljas hütt veel! sist sisti nukki, kala kaki nukki, sist sissera nasseru näär (Jacob Dummkopf hatte gute Wohngebäude, alle waren gute Wohngebäude, jetzt ist keins mehr, nur noch eine Hütte! etc.), oder hanksi villo, hanksi villo, naksi pojale särki tegemä, pani ahjo otsa kuioma, satte tulle, palli är', tser! (d) (ich schaffte Wolle, fing an dem Sohne einen Rock zu machen, legte sie auf den Ofen zum Trocknen, sie fiel ins Feuer, verbrannte), oder ui tui tuito! lats tappe kassi, teie Kaiele kasuka, meie Mannile kõriko, Annele alus-undreku (d) (... das Kind tödtete eine Katze, eurer Kai einen Pelz, unserer Mai einen Rock, der Ann einen Unterrock), oder vitser vitser vennikene! võti sulase, võti näudsiko, saadi teule, läts pakku, sai kätte, kääni kaala kate kõrra, sälä-luu seitsme kõrra, veri välja, tsirr! (... Brüderchen! ich nahm einen Knecht, ich nahm eine Magd, ich schickte ihn an die Arbeit, er lief davon, ich bekam ihn wieder, drehte den Hals doppelt, den Rückgrat siebenfach zusammen, Blut heraus, zirr).

Die Schneeammer: lirts, lirts! (spritzender Strahl).

Der Fink: hästi, hästi! vilu, vilu! mis see on? säh! (gut, gut! kühl, kühl! was ist das? da!), oder eest, eest, eest ära! mull ep ole palju aega! üüdik, tikk, tikk! (vor weg, vor weg! ich habe nicht viel Zeit! etc.), oder bei schlechtem Wetter jurts, jurts!

Die Grasmücke: silts solts! oder silk solk!

Die Möwe: et audulit!

Die Kronschnepfe: kilkolkil!

Die Schellente: klaa, klaa!

Der Taucher (sauna-mees): saaks sauna! (käme ich in die Badstube).

Der Uhu: huh, huh!

Der Regenpfeifer: too tü! türtil, türtil!

Die Pfuhlschnepfe: viigle, viigle!

Die Nachtschwalbe: sorr, sorr!

Der Kuckuck: kuku, kuku! ämmäk mo ärä tappe, veli mo vere jõi, kuku, kuku! sõsar mo sõrme' sei, ämmäkule kiviga, kuku, kuku! (kuku, kuku! die Stiefmutter tödtete mich! der Bruder trank mein Blut, kuku, kuku! die Schwester ass meine Finger, der Stiefmutter mit einem Stein, kuku, kuku).

Der Hahn: kukeleeku! oder tapa taat ära (schlachte den Vater ab).

Die Holztaube ruft der Krähe zu: viis, viis verist väntsa! kuus, kuus kullast poega! (fünf, fünf blutige Knirpse! sechs, sechs goldene Söhne), d. h. die Jungen der Krähe und die eigenen.

Melodie der Sackpfeife: külle-luu, külle-luu, külle-luu! sääre-luu, sääre-luu! teine külle-luu, teine sääre-luu! teine vilt-kinnas, teine laba-kinnas! teine suka-säär, teine vana põid, uu! (Rippenbein, Rippenbein! Schienbein, Schienbein! eins ein Rippenbein, das andere ein Schienbein! eins ein Filzhandschuh, das andere ein Fausthandschuh! eins ein Beinling des Strumpfes, das andere ein alter Füssling, uu), oder Luht-Ann löi lugu-pilli, Kork-Eeva tõi kubu õlgi! Luht-Anne saba, Pilli-Märdi naba löid toru-pilli-tantsu: sahvi urr urr, sehvi urr urr! sahvi kriuhkadi, sehvi kriuhkadi! (L. A. spielte die Redepfeife, K. E. brachte ein Bund Stroh! die Schleppe von L. A, der Nabel von P. M. spielten den Sackpfeifentanz etc.).

Das Wagenknarren am Montagmorgen klingt dem Knechte wie: miks mind Miigu-Madis tegi! (wozu hat mich M.-M. gemacht), oder kes tääb (teab), mis nääb (näeb)? (wer weiss, was er sehen wird).

Bezeichnung der Buchstaben: a saksa-look (ein deutsches Krummholz), d kelgu-jalas (eine Schlittensohle), e nagu vana ema üks silm peas (wie der alten Mutter eines Auge im Kopfe), g naagu katla-kook (wie ein Kesselhaken), i naagu küünal (wie ein Licht), J naagu tuluse-raud (wie ein Feuerstahl), k aida-võti (ein Speicherschlüssel), K naagu hobuse-rannid (wie Pferdegeschirr), l kui versta-post (wie ein Meilenpfosten), m kolme tulbaga (mit drei Säulen), n kahe tulbaga, pealt kinni (mit zwei Säulen, oben fest), p ühe jalaga naagu vana tont (mit einem Fuss, wie ein alter böser Geist), r naagu vana kerjates tuleks, kott seljas (wie wenn ein Alter bettelnd käme mit einem Sack auf dem Rücken), f naagu kaevu-kook (wie ein Brunnenhaken), oder isa naaskel (der Pfriem des Vaters), S kana-silm (ein Hühnerauge), s naagu kiri kana-silm (wie ein buntes Hühnerauge), t naagu voki käsi-puu (wie das Holz am Spinnrade, um welches die Heede gewickelt ist), u kahe tulbaga, alt kinni (mit zwei Säulen, unten fest), ä, ö, ü = a, o, u tilk otsas (mit einem Tropfen an der Stirn).