Aus dem innerem und äusseren Leben der Ehsten
F. J. Wiedemann


Inhalt

Vorwort

1. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, Sentenzen, geflügelte Worte

2. Umschreibende, bildliche und verblümte Bezeichnungen und Redensarten

3. Sprichwörtliche Vergleichungen

4. Wünsche, Verwünschungen, Betheuerungen, Spitznamen

5. Räthsel

6. Deutungen von Vogelstimmen und anderen Lauten, Buchstaben

7. Spiele

8. Gebräuche bei Vorkommnissen des Familienlebens

9. Haushalt
a) Regele und Gebräuche
b) Omina für den ländlichen Haushalt

10. Witterungsomina

11. Bedeutung gewisser Zeiten und Tage im Jahr und was an denselben gethan oder unterlassen werden muss

12. Heilmittel, natürliche und sympathetische

13. Zauber und Mittel dagegen

14. Heilige und bedeutungsvolle Stellen, Opfer und Gebräuche bei denselben

15. Uebermenschliche Wesen

16. Abergläubische Vorstellungen von natürlichen Wesen und Naturerscheinungen

17. Abergläubische Vorstellungen von Andeutungen dessen, was geschieht oder geschehen wird (Omina, Orakel)

18. Verschiedene abergläubische Gebräuche und Vorstellungen von Ursachen und Wirkungen

VII. Spiele

Kartenspiele. l) linna, od. mõisa, od. Riiga, põletama (die Stadt, od. das Landgut, od. Riga, verbrennen), Hausbrand, ein Kinderspiel, wo jeder der beiden Spieler die Hälfte der Karten bekommt und eine nach der anderen vor sich aufdeckt; wer die grössere hat, sticht und nimmt die Karte des Anderen. - 2) Paaris-turakas (Paarendurak, v. russ. äóðàêú). Jeder Spieler hat fünf Karten, die übrigen bleiben liegen mit einer Aufschlagkarte als Trumpf; jeder spielt dem nächsten eine einzelne Karte aus oder ein oder zwei Paar gleiche nebst einer Beigabekarte, wer das Ausgespielte stechen kann, spielt ebenso dem folgenden aus, wer nicht Alles stechen kann, nimmt das Uebrige auf, und der folgende spielt weiter aus; die Stiche werden weg geworfen, und wer nach dem Ausspielen weniger als fünf Karten in der Hand behält, ergänzt die Zahl aus dem liegen gebliebenen Haufen. - 3) Kimbu-turakas (Haufendurak), ähnlich dem vorigen, doch wird immer nur eine Karte ausgespielt, und die Stiche werden nicht weg geworfen, sondern bilden einen Haufen, welchen derjenige zu sich nehmen muss, der nicht stechen kann; in beiden Spielen hat derjenige verloren, welcher mit Karten in der Hand nach bleibt. - 4) Põrsa-saba (Ferkelschwanz). Eine ausgezogene Karte wird aufgedeckt, die übrigen werden unaufgedeckt im Kreise darum gelegt, und die Spielenden ziehen aus diesem nach der Reihe so viel einzelne Karten, welche sie in einen Haufen vor sich hin legen, bis eine auf die ausgelegte oder resp. die zuletzt darauf gelegte passt als die nächste der Grösse nach; sind alle Karten aufgenommen, so wird von den einzelnen Haufen eben so weiter gespielt, bis Einer mit einem nicht ganz abgespielten sitzen bleibt. - 5) Kluusti-mäng, ein Hazardspiel. Jeder Spieler bekommt vier Karten, und wer alle von einer Farbe hat (kluust), gewinnt den Einsatz, wenn nicht etwa ein anderer eben solche vier mit höherer Augenzahl hat; sind nur drei oder zwei gleichfarbige Karten, so entscheidet eben so die Augenzahl, doch gelten drei Karten immer mehr als zwei. - 6) Vilukas (v. russ. ôèëþãà). Zuerst wird ein Einsatz gemacht, dann werden je vier Karten ausgegeben, und von der Vorhand an legt Jeder, welcher sich getraut das Spiel mitmachen zu können, so viel zum Einsatz hinzu wie sein Vormann oder mehr, und von denen, die das Spiel behalten, nimmt dann der Gewinner den ganzen Einsatz. - 7) Kupki (v. russ. êóïà, êóïîêú). Es werden aus dem Talon so viel umgekehrte Haufen gemacht, wie Spieler sind, und wer unten die höchste Karte hat, nimmt den Einsatz. - 8) Pols-pass (polnisch Pasch), ähnlich dem deutschen Solo, mit wenig Karten gespielt, Höchste Karte ist Treffbube, dann Piquebube, dann Treff- und Piquedame, darnach Carreau, zuletzt Coeur. Von den vier Spielern spielen je zwei und zwei zusammen, und jeder bekommt fünf Karten: wer die beiden schwarzen Buben oder die meisten Werthkarten hat, bestimmt den Trumpf, entweder Treff oder eine beliebige andere Farbe, und welche Partie wenigstens drei Stiche macht, hat gewonnen. - 9) Süsta-korku (v. russ. ÷èñòàÿ ãîðêà) wird mit einem Einsatz und ohne Trumpf gespielt. Jeder bekommt drei Karten, wer die ausgespielte Karte nicht stechen kann, wirft zu, und die weg gegebenen Karten werden aus dem aufgestellten Talon ergänzt. - 10) Kruugavoi (v. dem russ. êðóãîâîé)od. taga peale (hinten nach), ähnlich dem Haufendurak (s. 2), aber mit nur drei Karten. - 11) Trinka oder triilista (v. russ. òðè ëèñòà), ein Spiel, wo es darauf ankommt drei gleich hohe Karten zu bekommen (trinka), oder auch, was der trinka gleich gilt, zwei Sechse oder Siebene neben der dritten Karte (vilukas). - 12) Ventsel od. sarventsel, das deutsche Scharwenzelspiel. - 13) Venelased saaevad (die Soldaten sägen). - 14) Kuninga-mäng (das Königsspiel) unter fünf Spielern mit Karten und Plumpsack; eine ausführliche Beschreibung giebt Rosenplänter in den “Beiträgen” Heft XI S. 80 und ff.

Tänze sind ausser dem gewöhnlichen Walzer, wo aber die Tanzenden sich anders anfassen als etwa unter den Deutschen, noch kazar, von zwei Solotänzern getanzt, polka und perliin.

Kraftproben sind hanku od. sõrme vedama, sõrm-kooku kiskuma (den Haken oder Finger ziehen, den Fingerhaken ziehen), wo zwei Männer mit den Füssen gegen einander auf dem Boden sitzen und mit eingehakten Mittelfingern gegenseitig sich herauf zu ziehen bemüht sind. Aehnlich ist vägi-kaigast vedama (den Kraftknöttel ziehen), nur dass die Spielenden dabei mit beiden Händen einen quer vorgehaltenen Knüttel fassen. Härga vedama (den Ochsen ziehen). Zwei Männer, Rücken an Rücken mit einem um den Hals geschlungenen Strick, suchen, sich nieder bückend, einander zu sich herab zu ziehen.

Vorzugsweise Kinderspiele sind folgende: Nõklo tsuskma (d) (Nadeln einstecken, mit Nadeln stechen). Kinder sitzen im Kreise und bilden einen Schooss mit ihren Kleidern; eins geht herum; sticht mit einem Hölzchen (der Nadel) in den Schooss der einzelnen und lässt es unbemerkt stecken. - Hundi-ratast mängima (den Wolfring spielen). Knaben ziehen einen Kreis auf der Erde, hocken sich, die Wölfe vorstellend, da herum und wälzen sich, und versuchen ein kleines Mädchen, das durch den Kreis laufen muss, zu fangen. - Vigala kuhja tegema (den Fickelschen Schober machen). Kinder werfen sich in einem Haufen über einander, oder werden von Jemandem so hingeworfen. - Tsõõri-ra-tast löömä (d) (das Kreisrad schlagen). Zwei Parteien werfen sich, einander gegenüberstehend, eine runde Scheibe zu, welche aufgefangen werden muss, und suchen sich so gegenseitig zurück zu drängen. - Härga jooksma (den Ochsen laufen) od. rebast ajama (den Fuchs treiben). Ein Paar Knaben kriechen auf Händen und Füssen, und der eine sucht den anderen einzuholen. - Petu-mäng (Verstecken). Einer wirft einen Stock über ein Dach und überwacht einen Zweiten, welcher geht ihn aufzusuchen. Hat er ihn gefunden, so muss er die Uebrigen suchen, welche sich unterdessen versteckt haben, und der Erste, welchen er findet, muss dann wieder die Rolle des Suchens übernehmen. - Kaigast viskama (den Knüttel werfen). Zwei Knaben errichten gegenseitig in einem umgrenzten Räume ein Häufchen handlanger, cylinderförmiger Klötzchen (kurnid), und suchen diese, abwechselnd mit Knütteln darnach werfend, aus dem Bezirke hinaus zu schlagen. - Mesi-käppa liigutama (die Honigpfote, d. h. den Bären, bewegen) (?). - Kassi-kannast knduma (das Katzengewebe weben). Zwei Kinder nehmen gegenseitig einen langen Faden schleifenförmig zwischen die Zähne, und fahren darauf mit dem Finger hin und her. - Vuri-kont od. vurila-k. (Brummknochen). Durch einen Knochen sind ein Paar Schnüre so geführt, dass wenn man sie abwechselnd anzieht und nachlässt, der Knochen mit Sausen sich rechts und links herum dreht. - Lutsu viskama (eine Quappe werfen). Ein flacher Stein wird gegen die Oberfläche eines Wassers so geworfen, dass er möglichst viele Male ricochetirt. - Kübärit varastama (d) (Hüte stehlen), Knaben inder Pferdehütung legen ihre Mützen zusammen bei einem in die Erde gesteckten Pflock, einer wird mit einem ein Paar Faden langen Strick an diesen Pflock befestigt, und muss nun von den anderen, welche ihm die Mützen zu entwenden suchen, einen fangen, welcher dann an seine Stelle tritt, oder wird von den Kameraden verhöhnt wegen seiner Ungewandtheit. - Piho peijo ajama (d). Ein Knabe, welcher zum ersten Mal in der Hütnng ist, wird von den anderen gehänselt. Sie versprechen ihm einen Pirol (piho) in die Hand zu geben, er wird mit verbundenen Augen weg geführt, und man legt ihm weichen Koth in die Hand, indem man ihn auffordert, die Hand fest zuzudrücken, damit der Pirol ihm nicht entschlüpfe.- Poppi viskama (v. dem russ. áàáêè). Zwei Spielende stellen jeder einige Knöchelchen aus Schweinsfüssen in einer Reihe auf die Erde, und werfen darnach mit einem eben solchen. - Kana-mäng od. kulli-m., kullikese-m. (Hühnerspiel oder Habichtsspiel). Ein Kind, als Habicht, versucht von den anderen, welche die Hühner vorstellen, eines zu fangen, wenn sie den Stall verlassen. - Linna-mäng (Festungsspiel). Knaben erbauen aus Steinen ein Thürmchen, und werfen dann mit Steinen darnach, um es wieder zu zerstören. - Puusa peale lööma (auf die Hüfte schlagen). Ein Paar Knaben springen auf einem Bein, und versuchen, mit den Hüften gegen einander stossend, den Gegner umzuwerfen oder zu nöthigen, dass er mit beiden Füssen auftritt. - Sõge-sikku od. pime-sokku ajama od. mängima (den Blindbock treiben oder spielen). Blindekuhspiel. - Tõtt vahtima (auf den Ernst lauern). Zwei sehen einander an, und jeder versucht den Gegner zuerst zum Lachen zu bringen. - Härä-pilli ajama (d) (die Ochsenflöte blasen), ein obscönes Spiel der Hüterknaben, wie oben piho peijo ajama, um einen neu hinzu gekommenen zu hänseln. - Palli-mäng (Kugelspiel), Butterloch. Eine Anzahl Knaben steht im Kreise, jeder mit einem Stocke bewaffnet, welcher in ein kleines Loch gestellt ist, und einer bemüht sich, ebenfalls mit einem Stocke, eine hölzerne Kugel in ein grösseres Loch im Mittelpunkt des Kreises, das Butterloch, zu treiben; die anderen suchen diess zu verhindern und die Kugel zurück zu schlagen, und wenn es dabei dem Treibenden gelingt seinen Stock in eines der ledigen Löcher zu stellen, so muss der frühere Inhaber desselben das Treiben der Kugel übernehmen. - Oina-mäng (Widderspiel). Eine Reihe Kinder sitzen einander im Schoosse. - Piiri-mäng (Kreisspiel). Eine Anzahl Kinder bewegen sich im Kreise um ein in der Mitte stehendes, und dieses muss dabei eines von den anderen zu erhaschen suchen. - Kanasit oder lambit tegemä (d) (Hühnchen oder Schafe machen). In grosse Weidenkätzchen, werden Holzsplitter als Füsse gesteckt, und sie stellen dann Hühner oder Schafe vor. - Oder Einer ist Wolf, die Anderen sind Schafe, zwischen beiden Parteien ist eine Grenze gezogen, und die Schafe bemühen sich unbemerkt in das Gebiet des Wolfes zu dringen; gelingt es diesem eines dabei zu erhaschen, so muss es an seine Stelle treten.

Andere Spiele noch, woran mehr oder weniger die Erwachsenen Theil nehmen, sind die folgenden. Paarid või liiad (Paare od. Ueberschüsse), od. paaristiku või üks liiaks (paarweise oder eins darüber). Einer nimmt eine Anzahl Nüsse u. d. gl. in die Hand, und ein Anderer muss rathen, ob ihre Zahl eine gerade oder ungerade ist; erräth er, so bekommt er das in der Hand Befindliche, hat er falsch gerathen, so muss er dem Ersten eben so viel geben. - Nukku jooksma (die Puppe laufen), ein Spiel am Johannisabend, auch mit Gesang oder Musik begleitet. Ein besonders ausstafirtes Mädchen ist “nukk”, läuft in den Wald und wird von den nachlaufenden jungen Burschen gehascht mit dem Refrain nukke, nukke, neitsikene (Püppchen, Püppchen, Jungfräulein). - Sõira vaotama (d) (den Käse pressen). Einer wird auf die Erde gestreckt, ein Anderer legt sich auf ihn, ein Dritter auf diesen und so fort, bis es dem unten Liegenden endlich zu viel wird. - Tsütsütämä (d). Eine Anzahl Personen sitzt im Kreise und ein Gegenstand wird, wie beim “Thalerwandern” versteckter Weise dem Nachbar in die Hand gelegt und so in Umlauf gesetzt mit dem Refrain “tsü, tsü”; ein in der Mitte Stehender muss ihn auf diesem Umlauf ertappen, worauf dann der, bei welchem er gefunden wurde, an seine Stelle in die Mitte treten muss. - Passi lööma od. patsi lööma (den Pass od. die Strohdocke schlagen), einWeihnachtabendsspiel. Zwei Männer mit einem aus Stroch geflochtenen Plumpsack versehen treten gegen einander, der eine fragt “kus pass?” (wo ist der Pass), Antwort “pass perses” (der Pass ist im Hinteren), darauf der erste wieder “näita välja” (zeig ihn vor), der andere hebt ein Bein in die Höhe und bekommt einen Schlag mit dem Plumpsack, und so abwechselnd Schlag um Schlag; man bezeichnet mit demselben Namen auch das folgende. - King-sepa-mäng (das Schusterspiel). Drei Plumpsäcke aus Stroh werden an dem einen Ende zusammen gebunden mit kleinen krummen Strohzöpfchen, piibud (Pfeifen) genannt, unter der Binde, und hingestellt als “king-sepp”, dann stellen sich zwei Knaben mit dem Rücken gegen einander gekehrt zur Seite mit einem fadenlangen Stocke, welcher ihnen zwischen den Beinen durch geht, und halten ein Zwiegespräch: A. tere tere. king-sepp, kas kingi mulle teed? (guten Tag, Schuster, wirst du mir Schuhe machen) - B. ei tee (ich werde nicht machen) - A. kui mitte ei tee, siis pistan sinu silma peast välja (wenn du nicht machst, so steche ich dein Auge aus) - B. pista, kui oskad (stich, wenn du triffst). Darauf stösst der Erste rückwärts mit seinem Stocke nach dem king-sepp, der Andere sucht eben so den Stock des Ersten seitwärts zu lenken, bis es jenem zum grossen Jubel der Umstehenden doch gelingt. - Noch ein Spiel am Weihnachtabend ist rebase-mäng (Fuchsspiel). Mit Nüssen, Bohnen oder Erbsen wird auf dem Tisch die Gestalt eines Fuchses fingirt, dann deutet Einer der Umstehenden auf die einzelnen, vom Kopf (p) bis zur Schwanzspitze (o) fort schreitend, und ein unter dem Tische Befindlicher muss die Theile nennen, 1) pea, pea, pea (Kopf), 2)

                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         

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kael, kael, kael (Hals), 3) links saps, saps, saps (Bein), 4) käpp, käpp, käpp (Pfote), 5) rechts saps, saps, saps, 6) käpp, käpp, käpp, 7) selg, selg, selg (Rücken), 8) links saps etc., 9) käpp etc., 10) rechts sapp etc., 11) käpp etc., 12) händ, händ, händ (Schwanz), 13) hänna otsa-klump (Endbüschel des Schwanzes); wenn er, ohne irre zu werden, Alles richtig benannt hat, so bekommt er das, woraus der “rebane” gebildet war.

Mannichfailig sind bei der Jugend Spiele mit Gesängen. Ausser den von Neus schon publicirten (Ehstn. Volksl. S. 383 und 417) kenne ich noch volgende von den Inseln her mitgetheilte.

l) Eines sitzt in der Mitte, die Anderen gehen um dasselbe herum, und jedes Mal, wenn ihr Lied zu Ende ist, giebt Eines dem in der Mitte Sitzenden ein Pfand; haben Alle auf diese Weise ihr Pfand abgegeben, so werden die Pfänder ausgelöst. Siin on meie kuningas, - Meie kuning Paabelon, - Kuning kulda-krooniga. - Miks sa's tulnud mullu meile, - Ehk kaa tulnud tuna-mullu? - Mullu meil olid mustad ruunad, - Tuna-mullu tumed lepud, - Seaste meil sini-hallid. - Nüüd sina tuled kevadisel, - Kevadisel kehval ajal, - Nüüd sina riisud riided seljast, - Katked kaela kudruksed. - Kelle kord on panti anda, - Selle kord on suud anda (Hier ist unser König, unser König Pabelon, der König mit goldener Krone. Warum bist du nicht im vorigen Jahre gekommen, oder auch im vorvorigen? Im vorigen Jahre hatten wir schwarze Wallache, im vorvorigen dunkle Füchse, in diesem haben wir blaugraue. Jetzt kommst du zur frühjahrlichen, zur ärmlichen frühjahrlichen Zeit, nun raubst du uns die Kleider vom Leibe, reisst die Halsperlen ab. Wessen Reihe ist ein Pfand zu geben, dessen Reihe ist es einen Kuss zu geben).

2) Das Ringspiel ist wie bei den Deutschen, man singt dazu: Sõrmus peab ümber käima - Ühe käest teise kätte, - See on hea, see on kena, - Seda ei pea sa mitte leidma (der Ring muss herum gehen aus der Hand des Einen in die Hand des Anderen, das ist gut, das ist schön, den sollst du nicht finden).

3) Kuule sina kulda-kukke, poisikene, - Eks sina tulnud mullu meile, - Ehk kaa tulnud tuna-mullu, - Kui need jõed õlut jooksid, - Viina hallikad arudes, - Mitu aru mõisades? - Nüüd sina tuled kevadisel - Kevadisel kehval ajal, - Riisud riide ehtekesed, - Katked kaela kudruksed (höre, du Goldhahn, Bürschchen, warum kamst du nicht im vorigen Jahre zu uns, oder auch im vorvorigen, als die Bäche von Bier flossen, auf den Wiesen die Quellen von Branntwein, viele Wiesen auf den Gütern? Nun kommst du zur frühjahrlichen, zur frühjahrlichen armlichen Zeit, raubst den Schmuck des Kleides, reisst die Halsperlen ab). Die Spielenden sitzen im Kreise, Eines singt diess, und bei jedem Worte zeigt es auf Einen, und auf wenn das letzte Wort fällt, der muss ein Pfand geben.

4) Ma käisin reisi reisimas, - Ai reede rilla rahvas! - Siis tuli vastu trahter mull', - Üks neitsit istus tooli peal, - Tall sukru-viina klaas oli käes. - Mis maksab sukru-viina klaas? - viis kopik' sukru-viina klaas. - Siis kalla mulle välja esimene klaas, - See annan oma isale;- Siis kalla mulle välja teine klaas, - See annan oma emale; - Siis kalla mulle välja kolmas klaas, - See annan oma õele (vennale); - Siis kalla mulle välja neljas klaas, - See annan oma sõbrale; - Siis kalla mulle välja viies klaas, - See annan oma pruudile (peiule); - Siis kalla mulle välja kuues klaas, - See vältan ise omale (ich machte eine Reise....., da kam mir eine Schenke entgegen, eine Jungfrau sass auf einem Stuhl, sie hatte in der Hand ein Glass Zuckerbranntwein. Was kostet das Glas Zuckerbranntwein? Fünf Kopeken das Glas Zuckerbranntwein. Dann schenke mir ein das erste Glas, das gebe ich meinem Vater, u. s. w. das zweite Glas .. meiner Mutter .. das dritte meiner Schwester (meinem Bruder) .. das vierte .. meinem Freunde .. das fünfte meiner Braut (meinem Bräutigam) .. das sechste .. damit behelfe ich mich selbst). Eine sitzt im Kreise mit einem Branntweinsglase in der Hand, die Anderen singen dieses Lied.

5) Vaat' siin need kelmid istuvad, - Seal teine teise tooli peal, - Nad kätt ja südant annavad, - Ja lustist rõõmu tunnevad. - Andkem suud, andkem suud - Südamest ja meelest kaa (sieh hier sitzen die Schelme, dort Einer auf des Anderen Stuhl, sie geben Hand und Herz, und empfinden Freude und Lust. Wollen wir küssen von Herzen und Sinnen).

6) Viele bilden, sich an den Händen haltend, einen Kreis und singen: meie tantsime rinki ja rinki, - Küla neidu on keskel ja keskel (wir tanzen im Kreise und im Kreise, das fremde Mädchen steht in der Mitte und in der Mitte). Eine in der Mitte Stehende nimmt Eine aus dem Kreise zum Tanzen auf, tanzt aber mit einer Anderen, und geht dann hinaus, worauf die zuerst Aufgeforderte es eben so macht, und so fort.

7) Oh mina vaene võõral maal, - Võõral maal, - Suure, raske risti all, - Risti all, - Siin tulin seltsi otsima, - Otsima, - Armas sõbr, tule sa, - Tule sa, - Sa mulle seltsiks olema, - Olema, - Sest siin ennast alandan,- Alandan, - Sinu ette põlveli, - Põlveli, - Kätt sull' annan kõvaste, - Kõvaste, - Suud sull' annan südamest, - Oh ma palun, oh ma palun, - Ära jäta maha mind! - Ei mina jäta, ei mina jäta, - Ei mina jäta maha sind (o ich Armer im fremden Lande, unter grossem, schwerem Kreuz, hier kam ich einen Gefährten mir suchen, lieber Freund, komm du, du mir als Gefährte, darum demüthige ich mich hier vor dir auf den Knien, gebe die Hand dir festiglich und einen Kuss von Herzen, o ich bitte, verlass mich nicht. Ich werde dich, ich werde dich nicht verlassen).

8) Meie tantsime rinki ja rinki, - Küla neidu on keskel ja keskel. - Aland-alandagem neidu ja neidu, - Su isa on ju surnud, - Aland-alandagem neidu ja neidu, - Sinu ema on ju surnud, - A.-a. n. j. a., - Sinu vend on ju surnud, - A.-a. n. j. n.,-Sinu õde on ju surnud, -A.-a. n. j. n., - Sinu poeg on ju surnud. - Meie tantsime rinki ja rinki, - Küla neidu on keskel ja keskel. - Ülen-ülendagem neidu ja neidu, - Sinu isa on ju hinnes etc. etc. (wir tanzen im Kreise, das fremde Mädchen ist in der Mitte. Wollen wir das Mädchen demüthigen, dein Vater ist schon gestorben, u. s. w. ... deine Mutter ... dein Bruder ... deine Schwester ... dein Sohn ... Wir tanzen im Kreise, das fremde Mädchen ist in der Mitte. Wollen wir das Mädchen erheben, dein Vater ist schon lebend etc. etc.). Um eine in der Mitte Stehende, welche mit einem weissen Tuche bedeckt ist, bewegen sich die Uebrigen im Kreise; jedes Mal, wenn “alandagem” gesungen wird, bückt sie sich immer mehr, bis sie zuletzt ganz an der Erde ist, und wird dann wieder “ülendagem” gesungen, so erhebt sie sich eben so allmählich wieder. Ist das Lied zu Ende gesungen, so deckt sie das Tuch über eine Andere, mit welcher sich das Nämliche wiederholt.

9) Roosi-ätses (die Rose). Sin on ätses, kena ätses, - Kena ätses, roosi-ätses, - Sehest siiru-viiruline, - Pealt kulla-karvaline, - Vahelt vase-varreline. - Siin ep ole mulku mulle jäetud, - Tuna-mullu tuter-mulku, - Mina tahan siia mulgu jätta, - Mulgu jätta, augu võtta (hier ist eine Blume, eine schöne Blume, eine schöne Blume, eine Rose, innen streifig, aussen goldfarbig, dazwischen kupferstengelig. Hier ist im vorigen Jahre kein Loch gelassen, im vorvorigen kein ... (?) Loch, ich will ein Loch hier lassen, ein Loch lassen, ein Loch nehmen). Die Spielenden stehen im Kreise um eine in der Mitte auf einem Stuhl Sitzende, welche von einer Anderen fest gehalten wird, und zwei gehen herum und singen. Jedes Mal, wenn das Lied aus ist, nehmen sie Eine aus dem Kreise heraus, und die geht hinter ihnen her, bis endlich Alle aus dem Kreise genommen sind, dann gehen Alle die Rose, d. h. die in der Mitte Sitzende, auszureissen.

10) Die Spielenden bilden, sich an den Händen fassend, einen Kreis und singen: Hirnu, hirnu. hiire-halli, - Katsu aeda, kas saad välja; - Kui saad valja - siis saad kaeru, - Kui jääd sisse, siis jääd nälga (wiehere, wiehere, Mausfarbener, probire den Zaun, ob du heraus kommst; wenn du heraus kommst, bekommst du Hafer, wenn du drinnen bleibst, bleibst du hungrig). Ein Spieler ist in der Mitte und versucht durch den Kreis zu springen; gelingt ihm das, so muss derjenige, dessen reche Hand los gelassen hat, an seine Stelle treten.